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11 Oktober

01.10.11  

Wenn sämtliche Filmgöttinnen und -götter mir beim Drehen so wohlwollend über die Schulter schauen und hin und wieder hilfreich eingreifen, ist es kein besonderes Wunder, wenn plötzlich eine Gottesanbeterin auftaucht. Sie saß beim Betreten von Abrahams Haus auf dem Arm von Anna Scholich.

02.10.11  
Serpil Turhan im Brautkleid.
03.10.11   Ich genieße meinen drehfreien Tag, fahre zum erstenmal alleine in die Stadt, kaufe das Nötigste für die letzten fünf Tage hier ein und denke im übrigen schon wieder an die Zukunft. Weil es die Süddeutsche Zeitung nicht mehr gibt, kaufe ich vier Schreibhefte für künftige Filme. Vielleicht bringt mir Peschici mehr Glück als jenem italienischen Lottospieler, der hier Millionen gewonnen hat.

Um 14 Uhr schaue ich die Muster der letzten Tage. Bei einer Szene haben wir einen "Negativschaden". Aber der tut mir nicht weh. Erstens habe ich dieselbe Szene ein zweites Mal und außerdem kann ich die Szene mit dem Datenausfall an der Stelle, an der sie abbricht, auch abschneiden. Ich kann es kaum erwarten, diesen Film zu schneiden. Mein Gefühl, dass "INS BLAUE" ein total verrückter Film wird, verdichtet sich immer mehr. Aber noch ist eine der wichtigsten Szenen, um die wir in Abrahams Haus dauernd drumherumdrehen, nicht gedreht. Wir drehen sie erst am Freitag. Wir müssen sie gleich zweimal drehen. Einmal mit Nikes Kamera und einmal mit unserer Kamera. Und sie kommt auch zweimal im fertigen Film vor. Ich fürchte, wer das verstehen will, muss ins Kino gehen.
04.10.11   Der Cutter Peter Przygodda ist mit 70 gestorben. Er hat mich in meiner Münchner Zeit mal gefragt, ob ich nicht mit ihm arbeiten wolle. Ich habe gesagt, dass ich zum Schneiden immer eine Frau brauche. Viele Jahre später habe ich ihn gebeten, mit mir den Rohschnitt von "BESCHREIBUNG EINER INSEL" anzuschauen, der da noch neun Stunden lang war. Er hat eine Nacht darüber geschlafen, dann aber aus Rücksicht gegenüber seiner Kollegin abgelehnt.
05.10.11  
Der Sonnenuntergang gestern Abend von meinem Hotelzimmer. Wir haben noch sechs Drehtage vor uns. Das Filmteam ist schon mit der Abreise aus Italien beschäftigt. Das macht mich ganz melancholisch.
Am Nachmittag drehen Patricia Lewandowska und Nicoletta Drossa mit mir ein Making-Of. Drei Stunden lang, bis zum Sonnenuntergang. Und das an einem drehfreien Tag. Das habe ich noch nie erlebt.





Das Making-Of Team: Guido Oberkirch, Patricia Lewandowska, Nicoletta Drossa, Maik Sündram und Robert Mleczko.
08.10.11   Abschied von Peschici. Der Wagen unseres Tonmeisters hat sich über Nacht verändert.



Das war drei Wochen lang unser Hotel.
09.10.11   Wir fahren nach Pompei. Peschici verabschiedet uns mit Blitz, Donner und Hagel.

Nicoletta verabschiedet sich von Vadim Glowna, der gestern zurück nach Berlin geflogen ist.

Das Making Of-Team interviewt Bernadette Paassen.

So sah heute Morgen der Himmel über Peschici aus.

In Pompei kann ich von meinem Hotelzimmer aus den Vesuv sehen. Die Stadt ist voller Touristen. Das Restaurant, in dem wir bei der Motivsuche gut gegessen haben ist so voll, dass man uns nicht mehr hereinlässt. Ich ziehe es vor, bei MacDonalds einen Hamburger zu essen.
10.10.11   Auf dem Vesuv ist es heute morgen bitterkalt und es weht ein unglaublicher Wind. Kaspar, der mit Nicoletta schon oben am Kraterrand war, erzählt, dass er in die Luft gesprungen ist und dann 2 Meter weiter erst wieder auf dem Boden gelandet ist.

Robert Mleczko und David Hilgers beim Warten auf dem Vesuv-Parkplatz, der uns an diesem Morgen eher wie der Vorhof zur Hölle vorkommt.

Janina Rudenska und Elisabeth Leistikow warten auf den Beginn der ersten Einstellung.

Patricia Lewandowska will mir das Leben retten und schenkt mir diese Mütze. Der Wind hat um diese Zeit bereits nachgelassen, aber trotzdem war es angenehm, während des Drehens einen warmen Kopf zu behalten.
11.10.11  

Heute ist es wieder richtig warm. Nach den beiden Filmszenen von "INS BLAUE" drehen Patricia und Nicoletta ein Interview mit Alice Dwyer für das Making-of. Danach fliegt Alice Dwyer zurück ins kalte Deutschland, denn morgen in Rom drehen wir ohne sie.

12.10.11  

Unser Miniteam beim Drehen der letzten Szene in Italien. Unsere RED Epic ist auf Fotokameragröße geschrumpft.

13.10.11   Gestern Abend waren Kaspar, Bernadette und ich in Irschenberg. Da wo wir mit "INS BLAUE" angefangen haben, damit der Kreis sich schließt. Heute um 13 Uhr waren wir dann schon wieder auf meinem Bauernhof, wo inzwischen der Herbst eingezogen ist. Jetzt ist fast das gesamte Filmteam wieder zurück in Berlin.

Am Montag drehen wir die letzte Szene von "INS BLAUE" vor und im Delphi-Kino in Berlin.
14.10.11  
Mein 12-Kern MacPro vom letzten Jahr rechnet und rechnet, damit Beatrice Babin wie bei "DAS ROTE ZIMMER" den neuen Film "INS BLAUE" mit Final Cut Pro schneiden kann. Die Umwandlung der Epic-Daten dauert länger als das Transkodieren der Red One-Daten im letzten Jahr. In eineinhalb Stunden hat er gerademal 10 Clips von ingesamt 497 Clips geschafft. Wenn ich viel Glück habe könnte er bis Montagabend damit fertig sein.
15.10.11   Ein Blick aus meinem Fenster: statt Schrebergärten mit Büschen und Bäumen steht da eine sechsgeschossige Häuserwand.

Bei 5 Grad fahre ich eine Stunde mit meinem Klapprad auf dem Gelände des Flughafens Tempelhof spazieren. Meine erste Fahrradfahrt seit Peschici. Mein Mac hat inzwischen ein Fünftel der Epic-Daten in Quicktime-Dateien konvertiert. Er wird damit also erst gegen Ende der Woche fertig werden.

Ich treffe Reinhild Blaschke und Bernadette Paassen vor dem Delphi-Kino und wir besprechen, wie der rote Teppich für die letzte Filmszene von "INS BLAUE" gelegt werden soll.
16.10.11  

Das Programm, das die Daten für Final Cut wandelt ist gestern abend abgestürzt. Ich bin den ganzen Morgen in Panik, weil ich meinen DIT nicht erreichen kann. Um mich zu beruhigen, fahre ich wie gestern Fahrrad.

Endlich kommt Maik Sündram und bringt den großen Rechner wieder zum Laufen, ein Laptop arbeitet parallel an der Wandlung der restlichen Epic-Daten.


17.10.11  

Heute ist unser letzter Drehtag. Ein bisschen wehmütig ist mir schon zumute. Sonst bin ich am Ende eines Films immer heilfroh, dass alles vorbei ist.

Patricia schickt mir dieses Foto und sagt, dass es ihr Lieblingsfoto von den Dreharbeiten ist.
Beide Computer arbeiten fleißig beim Wandeln der Epic-Daten. Der Zwölkern-Mac hat inzwischen 59 Clips, das MacBook mit 4 Kernen nur 7 Clips geschafft. Jetzt weiß ich wenigstens, warum Christian Kuss, mein DIT bei "DAS ROTE ZIMMER", unbedingt wollte, dass ich einen MacPro mit 12 Kernen kaufen sollte und bin damit für weitere Filme mit der Epic gerüstet.
Ich bin heute schon zweimal in Hundescheiße getreten. Ich hoffe, das bringt doppeltes Glück für den letzten Drehtag von "INS BLAUE".

18.10.11

 

"INS BLAUE" ist abgedreht. Ich kann's noch nicht fassen und bin doch froh, dass alles gutgegangen ist. Es war wirklich eine lange Fahrt ins Blaue. Im Leben, in Nikes Film und in meinem Film.

Meine Tochter Joya spricht mit Alice Dwyer-Nike. Joya ist die Initiatorin dieses Films. Sie hatte die ursprüngliche Idee.

Das Schlussfest des Filmteams von "INS BLAUE" heute abend im HBC. Ganz vorne links auf dem Foto die frischverheirate Serpil.

19.10.11   Katja Clos, die das Plakat zu "DAS ROTE ZIMMER" gemacht hat, schickt mir schon mal einen ersten Plakatentwurf.

20.10.11   Ich will zum Bauernhof, kann aber nicht, weil ich den Schnittcomputer beim Umwandeln beaufsichtigen muss. Jetzt sind es nur noch 58 Clips. Es ist eine ziemliche Sklavenarbeit.
Auf meinem Fotoapparat, mit dem ich fast alle Web-Standfotos gemacht habe, entdecke ich noch ein Vesuvfoto am Morgen vor unserer Abreise nach Pompei.

21.10.11   Mein Schnittcomputer hat klaglos bis heute morgen seine Arbeit getan. Jetzt kann ich auf den Bauernhof fahren.

Vor einer Woche bühten diese Begonien noch.

Jetzt, 7 Tage später, ist die ganze Pracht vorbei.

Nur draußen im Garten blühen diese Michaeliblumen.
22.10.11   Ich fahre 12 km Fahrrad, pflanze einen schwarzen Johannisbeerstrauch und mache ein Feuer für die Göttinnen und Götter, die für das Schneiden eines Films zuständig sind.



23.10.11   Zu den Schönheiten des Landlebens gehören auch Mäuse. Wenn es draußen kalt wird, ziehen sie um ins Haus. Gestern habe ich beim Bettenmachen Mäusekacke in meinem Bett entdeckt. Das ging mir dann doch zu weit. Habe drei Fallen mit Schinken aufgestellt und am Abend war die erste Maus schon drin. Normalerweise dauert das sehr viel länger und außerdem fressen sie lieber Käse.

Die Häuserfront auf der anderen Straßenseite. Heute ist es noch ruhig.

Mein Hauseingang. Die ganze letzte Woche wurde da der Putz mit einem Bohrhammer entfernt: ein unerträglicher Lärm und Dreck war das. Ich freue mich trotzdem auf das Schneiden. Da sehen wir die meiste Zeit einen blauen Himmel.
27.10.11   Jochen Brunow mailt mir einen Text von Bert Rebhandl über die DVD von "BERLIN CHAMISSOPLATZ", der gestern in der gedruckten FAZ erschienen ist.
Ein anderer Autor schreibt in seinem Blog (LINK), auch über "BERLIN CHAMISSOPLATZ": "Zwischen all den konkreten Momenten, die auf wundervolle Weise Wirklichkeit speichern, schwebt das Eigentliche, das filmische ›Mehr‹, das so magisch, so unerklärt bleibt wie die sich ausruhende Erdbeere…"
Am Abend besucht mich Serpil Turhan und sie bekommt von mir das Hochzeitsgeschenk von MOANA, eine ziemlich große ovale Schale aus Olivenholz.

Serpil freut sich und sagt: Da würde sogar ein Baby reinpassen.
29.10.11   Auch auf dem Filmblog "Sieben Berge" wird die DVD-Ausgabe von "BERLIN CHAMISSOPLATZ" (LINK) besprochen.
Im gleichen Blog findet man auch einen kurzen Text zu "DETEKTIVE": "Als alle bundesdeutschen Filmrituale erstarrt waren, der aufgetragene Galaanzug der Nachkriegsästhetik endgültig speckig glänzte, da öffnete Rudolf Thome einfach das Fenster des ungelüfteten Zimmers und sprang mit elegantem Satz hinaus in sein Cabrio zu einer Spritztour ins Blaue. Soviel Anfang war selten in einem deutschen Film, der aber trotzdem dem die Ehre erweist, dessen Geist über dieser Lockerungsübung schwebt: Howard Hawks."
Ich überlege, was dieser Autor wohl über meinen neuen Film "INS BLAUE" schreiben würde und fahre dann zum Bauernhof.

Eigentlich wollte ich das Riesen-China-Schilf heute abschneiden. Hab's aber nicht übers Herz gebracht.
30.10.11   Immer auf derselben Strecke Fahrradfahren wird mir langweilig. Also bin ich gestern Nachmittag durch den Wald gefahren. Pilze gab es kaum noch. Nur ein paar Täublinge. Und Bauern, die im Wald Bäume fällten. Dabei fiel mir das Wort "Holzwege" ein. Und ich dachte, dass das ein guter Filmtitel wäre. Auch weil Heidegger ein Buch mit diesem Titel geschrieben hat.



31.10.11   So fing der Tag gestern an. Die Zeitumstellung verwirrt mich immer wieder, da fast alle meine Uhren sich inzwischen automatisch umstellen und dann weiß ich nicht sicher, ob sie sich auch tatsächlich schon umgestellt haben.



Dann musste ich das hinter mich bringen, was ich am allerliebsten tue: Buchhaltung…

…dann Radfahren. Wehmütig denke ich an meine Lieblingsstrecke in Vasto: vor Sonnenaufgang auf einem Fahrradweg am Strand entlang fahren.

Auf dem Heimweg nach Berlin ein Blick auf den Töpfermarkt in Dahme. Hier gibt es inzwischen vor allem was zu essen.
Am Dienstag, den 22. November um 22.45 Uhr zeigt der rbb "PINK" (LINK).
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